EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT

Freilichtmuseum Hessenpark

Zurück in die Vergangenheit

Bericht vom 17.01.2021 Made by Madlen

aktualisiert am 16.10.2021

Der Taunus hat nicht nur Berge, Wälder und Wanderwege zu bieten, sondern auch Plätze, an denen man in vergangene Tage eintauchen kann. Im Freilichtmuseum Hessenpark kann man Geschichte in Form von wieder aufgebauten Fachwerkhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten und Regionen Hessens hautnah erleben.




Den alten Gemäuern wird in Form der dort praktizierten Handwerkskunst erst so richtig das damalige Leben eingehaucht. In der Dauerausstellung fühlt man sich tatsächlich um ein paar Jahrhunderte zurück versetzt. Buntes Markttreiben mit Angeboten aus der Region, verschiedene Handwerksbetriebe, vom Korbflechter, Weber, Seifenhersteller bis zum Goldschmied, laden dazu ein, mehr über diese Handwerkskünste kennenzulernen.


Man trifft auf Tiere, die auch früher als Nutztiere auf hessischen Bauernhöfen gehalten worden sind. In den Wohnhäusern kann man einen Blick auf die spartanischen Inneneinrichtungen werfen; damals war eben Zweckmäßigkeit wichtiger als der heutige Dekoaspekt. 


Vor vielen Jahren schlenderte ich mit meiner 1911 geborenen Uroma durch den Hessenpark und es machte mir eine Freude ihr zuzuhören, wie sie sich an die alten Zeiten erinnerte ... als man noch auf engstem Raum lebte und sich mit den Geschwistern und Eltern das Schlafzimmer teilte, die Hühner noch selbst gerupft wurden und die Schweine selbst geschlachtet ... die Kohlen aus dem Keller geholt werden mussten, um mit dem Ofen alle Räumlichkeiten zu heizen ... die Wäsche noch ohne maschinelle Hilfe sauber gehalten wurde ... Toiletten gab es nur draußen, so ganz ohne Heizung und fließend Wasser - aber lassen wir das lieber. :) Wenn Oma von diesen Zeiten erzählte, strahlte sie und wirkte doch etwas bedrückt. Es war anstrengend, weil man nichts hatte. Doch waren es auch glückliche Zeiten, wo noch ganz andere Werte zählten und man nur miteinander überleben konnte. Ihr Lieblingsspruch rührte wohl aus diesen Tagen: "Auch wenn wir nichts ham, sind wir doch beisammen." 

 

Wer nachvollziehen möchte, wie vergangene Generationen so lebten und arbeiteten, sollte sich auf den Weg nach Neu-Anspach machen. In der Übersichtskarte erhaltet ihr einen Blick auf das Gelände und seine vielen Fachwerkhäuser mit Routenvorschlägen.


Lebendige GeschichtE hautnah

Bericht vom 16.10.2021 Made by Madlen

Bei meinem letzten Besuch des Hessenparks befand ich mich plötzlich inmitten der 20er Jahre. Ich dachte immer, dass man dafür eine Zeitmaschine braucht. Aber nein, hier passiert das auch einfach mal so. Aber von vorn ... Das Freilichtmuseum könnt ihr bis Ende Oktober täglich von 9 - 18 Uhr besuchen. Im Winter dann nur noch an den Wochenenden von 10 - 17 UhrFür den Eintritt zahlen Erwachsene 9 Euro und Kinder ab 6 Jahren 1 Euro. Es gilt die 3-G-Regel.

 

In den Geschäften auf dem Marktplatz herrschte schon ein reges Treiben. Der Biergarten des Restaurants "Zum Adler" war endlich wieder mit Gästen besetzt und diese genossen es sichtlich bei bestem Herbstwetter von freundlichen Kellnern mit leckeren Speisen und Getränken bedient zu werden. Im letzten Winter hatte ich mir im Marktladen bei Oma Karin gelegentlich eine Apfelbratwurst To Go geholt und natürlich auch den selbstgemachten Eierlikör für die einsamen Stunden daheim. Den kann man sich ja nun wieder in geselliger Runde gönnen. ;) Aber nicht nur im Marktladen gibt es regionale Produkte, auch in der Bäckerei nebenan. In einem über 100 Jahre alten mit Holz beheizten Steinofen wird das Brot hier noch auf traditionelle Art gebacken. Lecker!!

Mich zog es weiter ins Dorf hinein. Bei einem Rundgang durchläuft man verschiedene Regionen: das Rhein-Main-Gebiet, Südhessen, Nordhessen, Mittelhessen, und Osthessen. Die hier im Hessenpark wieder errichteten Häuser stammen ursprünglich jeweils aus diesen Gegenden. In der Region Rhein-Main erfährt man einiges über die Glasproduktion. Plötzlich stand ich vor einem Weinberg. Hier im Taunus?? Jawohl, im Hessenpark wird Riesling angebaut. Laut der Informationstafel gedeiht dieser wohl auch gut in kühleren Regionen. Der Taunus ist immer wieder für Überraschungen gut.

Die Blumen blühen, die tierischen Bewohner sind am Grasen oder Gackern und bei der Besichtigung der Innenräume hat man das Gefühl, dass die Bewohner der Häuser und Höfe jederzeit um die Ecke spaziert kommen. Ich bog in eine der Gassen ab und befand mich auf einmal selbst in den 20er Jahren. Auf dem von der Sonne wunderschön angestrahlten gelben Fachwerkhaus steht die Zahl 1922. Demnach wurde das Haus in diesem Jahr erbaut bzw. renoviert. Im Vorgarten wird wild diskutiert. Der Sohn der Familie liest aus der Zeitung vor - die Wirtschaft liegt wohl am Boden. Es ist das Jahr 1929 und es herrscht die Weltwirtschaftskrise. Diese brachte Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und schließlich Gleichgültigkeit mit sich. Der Vater arbeitslos und weiß nichts mit seiner Zeit anzufangen, seine Frau berichtet ihm, eine Stellung gefunden zu haben. Was war hier los?

Doch dann verstehe ich … ich bin in eine Probe einer Theatergruppe hineingeplatzt und der Regisseur erzählte mir, dass es damals nicht üblich war, dass die Frauen arbeiteten. Zudem mussten sie ihre Männer zu jener Zeit dafür um Erlaubnis fragen. Geschichte hautnah, ich bin begeistert !!

 

Alexander Maser ist Historiker und liebt es, mit seinem Team hier im Hessenpark seine Leidenschaft für Geschichte und Schauspiel an interessierte Besucher weiterzugeben. Er spielt gelegentlich selbst auch mit und schlüpft zu gern in die Charaktere vergangener Zeiten.

 

So erfahre ich von ihm, dass man die Darsteller in der jeweils zeitgemäßen Kleidung regelmäßig auf dem Gelände des Hessenparks antrifft.



Ab dem 18.10.2021 wird jeden Tag von 11 - 17 Uhr das Format "Lebendige Geschichte anno 1779/1929" gespielt. Am 18.10./19.10./22.10./23.10. und 24.10. könnt ihr in das Jahr 1929 reisen und an den Tagen 20.10./21.10./24.10. geht's ins Jahr 1779.

 

Ich verlasse die Probe, als die Frage erklingt, ob die Darsteller sich ausziehen wollen. Wie das Stück weitergeht, müsst ihr euch nun selbst anschauen. :)

 

Übrigens könnt ihr auch eine Schauspielführung buchen. Das ist doch mal eine nette Idee für Geburtstage oder andere Anlässe, sich als Gruppe exklusiv mit den Darstellern des Museumstheaters zusammen auf Zeitreise zu begeben. Vielleicht kann man am Beispiel des Formats "Wenn die Schatten länger werden - neues von Hermann und Elisabeth Orth" aus vergangenen Krisen etwas über das Überleben lernen ... nur für den Fall, dass in der Gegenwart die sozialen Medien mal wieder lahm gelegt sein sollten. ;)

Dir gefällt mein Tipp ?? Dann lass es mich weiter unten gern in den Kommentaren wissen. Ich bin entzückt und freue mich auf weitere lebendige und gut gelaunte Geschichte hautnah :)

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Vom Hessenpark zu tollen Holzschnitzereien

Schöne Wanderung außerhalb des Hessenparks mit Highlights

* Künstlerwerkstatt im Wald * 

* Holzfiguren *

Die Umgebung des Hessenparks sollte man auch mal erkundet haben. Hier kann man auf freien Feldern gut Sonne tanken und verschiedene Holzschnitzereien des Motorsägenkünstlers Simon Fischbach bewundern. Einzelheiten zur Wanderung gibt es unter nachfolgendem Link.

Viel Spaß und verlauft Euch nicht. :)



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